Episode 50 / 21. Juli 2020
Für die 50. Ausgabe unseres Podcasts konnten wir Birgit Schneider-Bönninger gewinnen, seit einem guten Jahr Sport- und Kulturdezernentin der Bundesstadt Bonn, vorher Leiterin des Kulturamts in Stuttgart. Wenn im Moment darüber gesprochen wird, dass die Corona-Krise ein Beschleuniger der Transformation sei, viele Dinge möglich gemacht habe, die vorher unmöglich schienen, dann ist Birgit Schneider-Bönninger ein lebender Beweis dafür, dass es keine Krise braucht, um Dinge in Bewegung zu bringen. In ihrer Zeit in Stuttgart entwickelte sie das Kulturamt zu einem Zukunftslabor – und das war nicht nur ein Slogan, sondern täglich gelebte Praxis, in der in zahlreichen partizipativen Formaten Stadt und die Rolle von Museen, Bibliotheken oder dem Planetarium für die Stadt neu gedacht und weitergedacht wurden. In Bonn arbeitet sie nun weiter daran, Zukunft zu gestalten und Grenzen zu überwinden – so auch die Grenze zwischen Sport und Kultur, die ganz bewusst in einem Dezernat zusammengefasst sind. Ist der Aufbruch, den ihre Berufung für die Kulturpolitik in Bonn darstellte, durch Corona ausgebremst? Was bedeutet es, das „Labor“ zum Grundprinzip der Arbeit zu erklären? Und welche Tipps hat sie, um Bewegung in Kulturverwaltung und Kulturorganisationen zu bringen? Darüber werden wir sprechen.
Shownotes
Im Gespräch mit Martin Zierold
Birgit Schneider-Bönninger, geboren 1963 in Kamen, studierte Geschichte und Sozialwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und promovierte an der Universität Dortmund mit einem kommunalwissenschaftlichen Thema. Nach dem Referendariat gestaltete sie 14 Jahre lang städtische Kulturarbeit in Wolfsburg. Von 2014 bis 2019 leitete sie das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart und prägte die Marke „Zukunftslabor Kultur“. Seit März 2019 ist sie Sport- und Kulturdezernentin der Bundesstadt Bonn. In Bonn praktiziert sie einen synergetischen Ansatz und initiiert neue Möglichkeitsräume an der Schnittstelle von Sport und Kultur.
Das Sport- und Kulturdezernat der Bundesstadt Bonn schöpft das synergetische Potenzial von Sport und Kultur aus und stärkt die WIR-Kultur in der Stadt.
Ein Pilotprojekt ist das urbane Sommerfestival „OpernRasen“, das 2020 in einer Light-Version unter Pandemiebedingungen startet. Das bis dahin weitgehend ungenutzte Areal rund um die Bonner Oper wird als Möglichkeitsraum erobert, in dem sich Sport- und Kulturakteure gemeinsam entfalten können. Im Zusammenwirken mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern wird drei Monate lang ein kostenfreies Sport- und Kulturprogramm zum Mitmachen und Mitgestalten geboten, das Menschen aus allen Generationen, Nationen und Kulturen zusammenbringt. Mit der Platzbelebung öffnet sich die Oper weit in die Stadtgesellschaft und hebt die Aufenthaltsqualität.
Das Motto des „OpernRasenLIGHT“ ist in diesem Jahr „Alice im Wunderland“. Parallel zur Schauspielproduktion entsteht ein „Wunderland am Rhein“ mit fantasievollen Requisiten. Die „SporTeaTime“, die ihren Namen von der bekannten Teatime aus der Alice-Story hat, bietet unter anderem Yoga, ein Outdoor Fit Camp und Zumba an.
Bonner Vereine nutzen den „OpernRasenLIGHT“, um sich vorzustellen. Im Juli findet mittwochs das offene Training des Frisbee-Vereins „Bonnsai Frisbeesport“ statt. Im August kann man die Bonner Gamecocks antreffen und American Football ausprobieren. Außerdem bietet der Sportverein Hertha Bonn gleich drei verschiedene Schnuppertrainingseinheiten an: Walking-Football, Mädchen-Fußball und Inklusives Kicken. Wer sich gern spontan bewegen möchte, kann sich bei der Sommerterrasse des Opernrestaurants „Fidelio“ Flamingo-Krocketschläger, die extra vom Theater angefertigt wurden, ausleihen. Ab Ende Juli wird zudem eine „SportBox“ funktionsfähig sein, die Sportgeräte bereit hält.
Beiträge aus der Freien Szene, vom Theater Bonn, dem Beethoven Orchester und weiteren Kooperationspartnern runden das Programm mit Musik, Theater, Comedy und Tanz auf offenen Bühnen ab.
Mit dem „OpernRasen“ wächst ein neuer Freiraum für Bewegung und Begegnung und macht aus dem Areal einen „Platz für alle“. Auch will die urbane Sommeroase die gebaute Realität spielerisch hinterfragen und städtebauliche Perspektiven aufzeigen. Der Stadtraum wird kollaborativ erobert und eine Kultur des Experimentierens beflügelt.
Das Programm ist ein Prozess und wird über den Sommer stetig weiter entwickelt. Auf der städtischen Internetseite unter www.bonn.de/opernrasen können sich Interessierte über den „OpernRasenLIGHT“ und alle Angebote informieren. Termine, die genauen Zeiten als auch Infos zur Anmeldung erhält man auf: